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Jahrestagung der VAKJP: Call for Papers

Die Tagung steht unter dem Motto Suche nach Verbundenheit und findet vom 02.05. - 04.05.2025 in Erfurt statt.

Falls Sie dazu einen Vortrag, einen Kurzvortrag oder eine Arbeitsgruppe anmelden möchten, bittet die Bundesgeschäftsstelle um Zusendung des Titels und eines kurzen Abstracts bis zum 15.09.2024 an die Geschäftsstelle der VAKJP.

Suche nach Verbundenheit
Schicksalsschläge gehören zu jedem Leben und müssen nicht zwangsläufig zu Traumatisierungen werden. Was aber brauchen Kinder und Jugendliche, um sich in einer krisengeschüttelten Welt nicht als verloren und alleingelassen zu erleben? Wie können sie die Verbindung zu sich selbst und zu anderen aufrechterhalten beziehungsweise wiedererlangen, wenn sie vorübergehend verloren ging?
Wie zeigen sich die gesellschaftspolitischen Herausforderungen und Krisen unserer Zeit in den Psychotherapien? – Zeigen sie sich?
Manchmal wundern wir uns vielleicht, dass die Krisen unserer Zeit in den Therapiestunden kaum auftauchen. Respektieren wir dann, dass auch in Zeiten großer gesellschaftlicher Bedrohungen für unsere Patienten ihre individuelle Lebenssituation ihre eigentliche Krise und ihr exklusives Thema bleiben? Andererseits erleben wir mitunter, wie zuvor tief niedergedrückte Jugendliche über ihr Engagement im Politischen plötzlich aufblühen und ihre gesellschaftliche Aktivität, ganz im Sinne der Selbstwirksamkeit, den therapeutischen Prozess geradezu anfacht - womöglich über Einstellungen, die wir nicht teilen.
Wir als Therapeut*innen sind gleichfalls von den erschreckenden Bedrohungen im Außen betroffen und entwickeln hierzu eigene Haltungen und Empfindungen. Wie tauchen diese in der Arbeit mit unseren Patient*innen auf? Wie können wir die Integration dessen bewältigen, was für uns mit den beschriebenen äußeren und inneren Zumutungen persönlich verbunden ist? Wie können wir unsere eigenen inneren Grenzen erfahren und erweitern, um die Gefühle und Gedanken unserer Patient*innen aufzunehmen? Wie realisieren wir eigene Grenzen und wie bewahren wir uns die unverzichtbare analytische abstinent wohlwollende Haltung?
Seit der Pandemie scheint sich die Wirklichkeit mit jeder Krise auf untergründige Weise immer mehr zu verschieben. Wir fragen uns, wie sich diese latente, aber auch manifeste kollektive „Entfremdung“ atmosphärisch in unseren Therapiestunden zeigt, bis dahin, ob historisch Unbewusstes in den Behandlungen eine Rolle spielt?
Neben der gesellschaftlichen Illusion scheinbar unbegrenzter Verfügbarkeit und einem gnadenlosen Wettbewerb um Selbstoptimierung zeigen sich bei Kindern und Jugendlichen Einsamkeit, Erschöpfung und depressive Reaktionen sowie Versuche, die quälenden und bedrohlichen Gefühle manisch abzuwehren.
In dieser Situation halten wir es mehr denn je für notwendig, dass inneres Gefühlschaos in einer stabilen Beziehung gehalten werden kann und Resonanz findet. Dass Orientierung, Halt, Sicherheit und Geborgenheit erlebt werden können, in Verbindung zu sich, zu anderen sowie in der Gruppe.

Helene Timmermann für die Tagungsvorbereitungsgruppe
Bettina Meisel und Bernhard Moors für den Vorstand